Ich war neugierig und habe neulich selbst einen Test mit meiner eigenen Webseite durchgeführt und einen Screenreader verwendet, um zu hören, wie meine Inhalte für Menschen mit Sehbehinderungen oder Blindheit übermittelt werden. Zu meiner Verwunderung stellte ich fest, dass relativ wenig Informationen über den Screenreader wiedergegeben konnten. Vieles war für den Nutzer leider nicht zugänglich, und die Navigation war oft verwirrend.
Der Test hat mir gezeigt, wie essenziell es ist, Websites so zu gestalten, dass sie für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von ihren Fähigkeiten. Deshalb widme ich mich heute dem Thema ARIA. Mit diesen Attributen kannst du sicherstellen, dass deine Website für alle Nutzer, insbesondere Menschen mit Behinderungen, barrierefrei ist.
Was sind ARIA Labels warum brauche ich sie?
Die Web Accessibility Initiative – Accessible Rich Internet Applications (WAI-ARIA) des W3C zielt darauf ab, Webseiten für Menschen mit Behinderungen, insbesondere blinde Nutzer, zugänglicher zu machen. ARIA-Attribute helfen dabei, Elemente für Screenreader erkennbar zu machen, indem sie assistiven Technologien wichtige Informationen liefern.
Die Unterstützung für ARIA kann je nach Browser variieren, weshalb es wichtig ist, Nutzer zur Verwendung aktueller Browserversionen zu ermutigen. ARIA verbessert die Zugänglichkeit, ersetzt jedoch nicht die Notwendigkeit von HTML, CSS und JavaScript. Interaktive und visuell ansprechende Elemente bleiben immer noch entscheidend für ein optimales Nutzererlebnis.
In Webflow kannst du ARIA-Attribute direkt im Designer hinzufügen, indem du die gewünschten Elemente auswählst und im Einstellungsbereich die entsprechenden ARIA-Labels und -Attribute hinzufügst:
Element auswählen: Klicke auf das Element, dem du ein ARIA-Attribut hinzufügen möchtest.
Einstellungen öffnen: Gehe in die „Einstellungen“ (Settings) für das gewählte Element.
ARIA-Attribute hinzufügen: Suche nach der Option, um benutzerdefinierte Attribute hinzuzufügen, und trage ein oder mehrere ARIA-Label(s) ein, z.B. aria-label mit einem value,
der z.B. bei einem Button beschreibt was passiert oder ausgelöst wird.
ARIA - Do's and Dont's
Die Verwendung von ARIA ist nicht immer notwendig oder sinnvoll. Hier sind einige wichtige Überlegungen, die du im Hinterkopf behalten solltest:
Setze zunächst auf HTML-Semantik:
Nutze, wenn möglich, geeignete HTML-Elemente. Ein Absatz sollte beispielsweise mit <p>
dargestellt werden, nicht mit <div role="paragraph">
.
Vermeide semantischen Veränderungen:
ARIA sollte nicht verwendet werden, um die Bedeutung von HTML-Elementen zu verändern. Ein Beispiel wäre <button role="link">
, was nicht korrekt ist.
Fokussieren auf benutzerdefinierte Widgets:
ARIA ist besonders für benutzerdefinierte Widgets und Komponenten, wie Karussell-Elemente, Slider oder Pop-Up-Modals wichtig, da diese oft nicht die erforderlichen Informationen für die Zugänglichkeit haben, die für Screenreader notwendig sind.
Ergänzung von HTML-Code, wenn native HTML-Elemente nicht ausreichen, um die Funktionalität eines Elements klar darzustellen
Bestehende Barrierefreiheitsprobleme auf Webseiten zu beheben, sodass alle Benutzer, einschließlich Menschen mit Behinderungen, die Inhalte nutzen können
Erstellung von markenkonformen Designs, die möglicherweise nicht mit herkömmlicher HTML-Syntax umgesetzt werden können, ohne die Zugänglichkeit zu beeinträchtigen
ARIA-Rollen und -Attribute
Wenn dir ARIA noch neu ist, gibt es zahlreiche Ressourcen, die dir den Einstieg erleichtern können.
ARIA ermöglicht nach dem Bundesministerium des Innern und für Heimat die Kommunikation von Semantik auf drei Hauptarten:
Rollen: Sie definieren den Zweck eines Elements.
Rollen sind entscheidend, um den Nutzern von Screenreadern zu helfen, die Struktur deiner Seite besser zu verstehen. Landmark Roles, wie role="banner"
für den Kopfbereich oder role="navigation"
für Navigationsmenüs, sind besonders hilfreich, um die Benutzerführung zu verbessern.In Webflow kannst du diese Rollen ebenfalls einfach zuweisen, indem du im „Element Settings“-Panel die entsprechenden ARIA-Rollen hinzufügst.
Eigenschaften und Zustände
ARIA-Attribute wie aria-label
oder aria-hidden
bieten zusätzliche Informationen, die von assistiven Technologien verwendet werden können, um das Nutzererlebnis zu verbessern. Achte darauf, diese korrekt zu setzen, um die Zugänglichkeit zu optimieren.
ARIA-Rollen und -Attribute
Hier ist einmal eine ausführlichere Übersicht der gängigsten ARIA-Rollen und -Attribute mit Beispielen, wo sie typischerweise auf einer Webseite verwendet werden:
role="alert" (für kritische Nachrichten oder Warnungen, z. B. Pop-up-Warnungen)
role="button" (für klickbare Elemente, die wie Buttons funktionieren, z. B. Schaltflächen)
role="navigation" (für Navigationsmenüs, z. B. Hauptnavigationsleisten)
role="banner" (für Kopfzeilen der Seite, z. B. Header mit Logo und Menü)
role="main" (für den Hauptinhalt einer Seite, z. B. Hauptbereich einer Blogseite)
role="list" (für Listen von Elementen, z. B. Unsortierte oder sortierte Listen von Artikeln)
role="link" (für klickbare Links, z. B. Hyperlinks zu anderen Seiten)
aria-label (für benutzerdefinierte Beschriftungen von Elementen, z. B. Schaltflächen mit Symbolen)
aria-labelledby (für Verweise auf andere Elemente, die als Beschriftung dienen, z. B. Formularelemente)
aria-hidden (zum Ausblenden von Elementen für Screenreader, z. B. Unsichtbare Zusatzinformationen)
aria-expanded (um den Status von erweiterten oder komprimierten Elementen anzuzeigen, z. B. Dropdown-Menüs)
aria-required (um anzuzeigen, ob ein Feld erforderlich ist, z. B. Pflichtfelder in einem Kontaktformular)
Wie ARIA-Attribute zur Verbesserung der Zugänglichkeit beitragen
ARIA-Attribute (Accessible Rich Internet Applications) sind speziell dafür entwickelt, Webseiten für Menschen mit Behinderungen zugänglicher zu machen. Sie fügen der bestehenden HTML-Struktur zusätzliche semantische Informationen hinzu, die für Screenreader und andere Technologien nützlich sind.
Für blinde oder sehbehinderte Nutzer sind klare Strukturen auf Webseiten essenziell. ARIA-Attribute wie aria-labelledby oder aria-describedby ermöglichen es dir, Elemente genau zu beschreiben und mit anderen Inhalten zu verknüpfen. So kann beispielsweise ein Formularfeld durch eine darüber liegende Überschrift klar identifiziert werden, was die Navigation erheblich erleichtert.
Viele dynamische oder interaktive Elemente wie Dropdown-Menüs, Pop-ups oder Modals können für Nutzer mit Screenreadern eine Herausforderung darstellen. Um die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit zu verbessern, ist es gängig, visuelle Zustände wie "expanded" (erweitert) oder "focused" (fokussiert) hervorzuheben.
ARIA-Attribute wie aria-expanded
und aria-hidden
geben Screenreader Technologien Hinweise darauf, ob ein Element aktuell sichtbar oder ausgeblendet ist. Dadurch wird es Nutzern mit Einschränkungen erleichtert, die Inhalte besser zu verstehen.
ARIA kann auch dazu beitragen, den aktuellen Zustand von Elementen wie Checkboxen oder Schiebereglern zu vermitteln. Zum Beispiel gibt aria-checked
den Status einer Checkbox an, während aria-valuenow
den aktuellen Wert eines Schiebereglers beschreibt. Sie vermitteln sowohl den Initialzustand der Elemente beim Laden der Seite als auch live aktualisierte Statusänderungen während der Benutzerinteraktion.
Wenn sich der Status einer Checkbox ändert, sollte das aria-checked
-Attribut entsprechend aktualisiert werden, damit Nutzer mit Screenreadern sofort informiert werden. Gleiches gilt für aria-valuenow
, das den aktuellen Wert eines Schiebereglers beschreibt und bei jeder Veränderung dynamisch angepasst werden sollte.
Durch den Einsatz von ARIA wird sichergestellt, dass alle Nutzer, unabhängig von ihren Fähigkeiten, ein umfassendes und positives Nutzererlebnis haben. Gerade bei komplexen Webseiten oder Anwendungen mit dynamischen Inhalten, wie Single-Page-Applications, sind ARIA-Attribute unverzichtbar, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten.
Prognose zur Barrierefreiheit im Web: Ein Zukunftsausblick
In den letzten Jahren hat sich die Barrierefreiheit im Web deutlich verbessert, nicht zuletzt dank WAI-ARIA, das Webinhalte für assistive Technologien wie Screenreader zugänglicher macht. Tools wie WAVE, Axe und Lighthouse erleichtern es, Webseiten auf Barrierefreiheitsstandards zu prüfen.
Mit Website-Buildern wie Webflow lassen sich responsive Seiten erstellen, die allen Nutzern – auch Menschen mit Behinderungen – eine bessere Erfahrung bieten. Die WCAG-Richtlinien treiben diese Entwicklung weiter voran. Barrierefreiheit wird künftig nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch ein essenzieller Bestandteil des digitalen Nutzererlebnisses sein.
Wirst du aktiv und optimierst deine Website schon jetzt mit ARIA-Attributen, oder setzt du darauf, dass Web-Builder in Zukunft Barrierefreiheit automatisch integrieren?